top of page

Neulich... am Spitzingsee

DIE CORONA-COPS - nachfragen lohnt sich

Ostersonntag. Wanderung mit Hund zum Spitzingsee – direkt ab Haustüre, also ganz nach Corona-Regeln. Die Ausflügler von München (laut bayerischer Ausgangsbeschränkung unerwünscht) machen sich rar. Und die wenigen, die ob des schönen Wetters verständlicherweise da sind, halten Abstand. Ruhig ist es, und dennoch sind am Spitzingsee so viele Polizeiautos unterwegs, wie sonst nicht mal an einem übervollen Winterwochenende, wenn der Verkehr völlig zusammenbricht und die Parkplätze überquellen. Drei junge Cops der Bereitschaftspolizei patrouillieren um den See - mit Gummihandschuhen und Mundschutzmaske griffbereit am Halfter. Sie grüßen freundlich….

Fehlende Fragen

Was sie wohl kontrollieren? Gegen was man verstoßen muss, damit sie einschreiten? Und wie geht es ihnen mit ihrer Aufgabe, an diesem sonnigen Ostersonntag in herrlicher Natur? - Ich habe sie nicht gefragt. Habe mich nicht getraut, war zu langsam, hatte die Idee zum Fragen nicht…

So scheint es offenbar vielen Journalist*innen in Zeiten von Corona zu gehen. Das offiziell Verlautbarte wird täglich und breit vermeldet; nach dem Vermelden nochmals lang und breit diskutiert mit Experten – telefonisch oder per in Mode gekommener Videoschalte. (Früher hieß es: Das entspricht nicht den technischen Sendestandards und KANN nicht gesendet; auch so ein Glaubenssatz, den heute keiner mehr braucht…).

Geht nur mir das so, dass ich trotz täglicher Internet-Recherche bei Zeitungen und Online-Portalen sowie unzähligen Stunden vor den öffentlich-rechtlichen Programmen (Radio, TV, Online) das Gefühl habe, ganz vieles nicht zu erfahren, auch nicht zu verstehen oder den Sinn nachvollziehen zu können? Arbeiten gehen (z.B. auf einer Baustelle) ja, Menschen privat treffen nein. Autohäuser dürfen ab 20. April 2020 wieder öffnen, Möbelgeschäfte aber nicht.

Da laufen – wie am Spitzingsee –Dinge plötzlich völlig anders, aber ich soll sie einfach schulterzuckend akzeptieren, ohne zu fragen – die Expert*innen und Politiker*innen werden schon wissen, was sie tun. Obwohl sich mir bei vielen Maßnahmen und Regeln und auch Einschätzungen rund um das neuartige Corona-Virus der Sinn nicht erschließt…

Fehlende Aussagekraft

Warum haben Journalist*innen in den vergangenen Wochen so wenig danach gefragt, wo genau die Bettenkapazitäten nicht mehr ausreichen, keine Beatmungsgeräte mehr zur Verfügung stehen? Oder wo genau Ärzt*innen und Pflegekräfte fehlen oder schlicht am Rande ihrer Kräfte sind? – Statt der wenig aussagekräftigen täglichen Corona-Statistik oder Mini-Beiträgen zu Einzelfall-Schicksalen, würde mich interessieren, wo überall in Deutschland das Gesundheitssystem in den letzten Wochen an seine Grenzen gekommen ist. Denn genau das war doch das Ziel des am 22. März 2020 (in einigen Bundesländern schon früher) ausgerufenen sogenannten „Shutdowns“: Das System nicht an seine Grenzen zu bringen.

Ist das gelungen? Waren wir vielleicht zu vorsichtig? Und wie soll das jetzt noch gehen in dem bevorstehenden Sommer: eine „Durchseuchung“ mit möglichst wenig schlimmen Erkrankungen zu bekommen, damit wir der wünschenswerten Herdenimmunität von 60 bis 70 Prozent Corona-Infizierten wenigstens ein bisschen näher kommen, bis es dann vielleicht 2021 einen Impfstoff gibt oder es eine wirksame Behandlung von Covid-19? – Herdenimmunität wird es auf absehbare Zeit nicht geben, also brauchen wir damit nicht zu spekulieren, habe ich aus der gestrigen Pressekonferenz der Bundesregierung zu den Corona-Beschlüssen vom 15. April 2020 gelernt…

Vielleicht gibt es auf vieles (noch) keine Antworten. Aber wenigstens die Frage(n) danach sollten Journalist*innen stellen – vielleicht noch kritischer als bisher. Wenn es bei Politiker*innen um Nachfolge-, Macht- und Rücktritts- Fragen geht, kommen ja auch über Tage und Wochen ständig dieselben hartnäckigen Fragen der Medienvertreter, auch wenn die Antworten in keinem Fall mehr Klarheit bringen und sich genauso gleichförmig wiederholen wie die Fragen. Warum sollte es denn bei Corona reichen, täglich Statistiken aufzubereiten, die offensichtlich kaum Aussagewert haben?

Die Zahlen

Getestet werden in Deutschland Stand 15. April 2020 vor allem jene im medizinischen Bereich, die andere bei anstecken könnten und Patient*innen, denen es gesundheitlich wirklich schlecht geht. Hierüber gibt es aussagekräftige Zahlen, die auch jedem zugänglich sind, zum Beispiel über die Seiten des dem Gesundheitsministerium unterstehenden Robert Koch-Instituts (RKI).

Um die Frage zu beantworten, wo unser System steht, bringen die täglichen Zahlen von Corona-Infizierten und die der Gestorbenen wenig. RKI-Präsident Wieler vermutet, dass die Hälfte der Infizierten nicht einmal etwas von ihrer Infektion bemerken – deshalb werden sie in der Statistik nicht erfasst. In einer Publikation im Wissenschaftsmagazin Sience vom 16. März 2020 geht eine Forschergruppe sogar davon aus, dass 86 Prozent aller Infektionen unerkannt bleiben.

Von denen, die getestet wurden, kennt man ziemlich genau den Krankheitsverlauf und seine Folgen. Rund 80 Prozent der Infizierten müssen laut Robert Koch-Institut nicht medizinisch behandelt werden, da der Krankheitsverlauf mild bis moderat ist. Und von denen, die aufgrund ihres Zustandes in die Klinik kommen, muss nur ein sehr kleiner Teil auf eine Intensivstation. Dieser Teil allerdings, auch das ist Fakt, kann eine Klinik sehr schnell an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. Soweit verstanden…

Allerdings: In den täglichen Zahlen des RKI wird nicht nach „gestorben mit Corona“ und „gestorben an Corona“ unterschieden. Infektion ist aber nicht gleichbedeutend mit Erkrankung. Was also bringt das tägliche Erbsenzählen um die Zahl der Neuinfizierten? Warum vermelden nahezu alle Medien diese wenig aussagekräftigen Zahlen täglich in ihren Corona-Tickern? Würden wir täglich die Zahl aller Toten vermelden, die – aus egal welchem Grund – verstorben sind, würden wir auch erschrecken: denn jeden Tag kommen neue dazu und die Zahl wird immer größer. Nicht falsch verstehen: Die Statistiken müssen unbedingt weiter geführt werden. Aber, liebe Journalist*innen, muss daraus jeden Tag eine Meldung werden? Zumal wenn gar nicht so klar ist, ob Convid-19 letztlich ausschlaggebend für den Tod war?

Wenn ein Patient mit der Diagnose Krebs aus Verzweiflung von einer Brücke springt, um sich das Leben zu nehmen – wird er dann in der Statistik als Krebstoter geführt? Nein, als Suizid. Wenn sich ein Corona-Patient das Leben nehmen würde - in welcher Statistik würde er wohl auftauchen? Nach derzeitiger Praxis müsste er als Corona-Toter gezählt werden. Jedenfalls wird gerade jeder Patient, der auf Intensivstation mit Hinterwandinfarkt oder Hirnblutung verstirbt und bei dem gleichzeitig SARS-CoV-2 nachgewiesen ist, als Corona-Toter geführt. Macht das wirklich Sinn? - Fragt nach, liebe Journalist*innen!

Als im Februar und März 2020 etliche Skeptiker auf die vielen Influenza-Toten jedes Jahr verwiesen, geisterte immer wieder die Zahl von 25.000 Grippetoten pro Jahr durch die Medien. So viele Tote sind es aber nicht jedes Jahr. So hoch war die Zahl lediglich in der Grippesaison 2017/18 – ein Ausnahmefall in der seit 1992 geführten Influenza-Statistik. In anderen Jahren verläuft die Grippe viel harmloser, weshalb sich schon deshalb der Vergleich mit der jetzigen Corona-Pandemie verbietet.

Allerdings hätten ruhig ein paar Medienvertreter mehr nachfragen und berichten dürfen, wie die Zahl von 25.000 Grippetoten eigentlich zu Stande kommt: Sie beruht auf Schätzungen und statistischen Hochrechnungen. Tatsächlich gemeldet wurden nur 1.674 Tote, wie das am Robert Koch-Institut angesiedelte Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) auf Seite 46 des Berichts zur Grippesaison 2017/18 aufführt. Die Schätzung von 25.000 Toten beruht auf einem international anerkannten statistischen Verfahren, bei dem die sogenannte „Exzessmortalität“ errechnet wird; das ist die zu erwartende Zahl von Toten im Jahresschnitt, wenn es keine Influenza gegeben hätte. Warum das so gemacht wird, erklärt der RKI-Bericht auf Seite 22 wie folgt:

„Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen wird Influenza auf dem Totenschein häufig nicht als Todesursache eingetragen, selbst wenn im Krankheitsverlauf eine Influenza labordiagnostisch bestätigt wurde. Es ist die Erfahrung vieler Länder, dass sich Todesfälle, die der Influenza zuzuschreiben sind, in anderen Todesursachen, wie z. B. Diabetes mellitus, Pneumonie oder Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems verbergen können. Daher ist es international üblich, die der Influenza zugeschriebene Sterblichkeit mittels statistischer Verfahren zu schätzen, indem Gesamttodesfallzahlen oder Statistiken zu respiratorisch bedingten Todesfällen herangezogen werden.“

Eine Influenza-Infektion ist meldepflichtig, ebenso eine Corona-Infektion. Im Gegensatz zur Influenza wird aber beim neuartigen Corona-Virus umfassend getestet. Und in Deutschland hat man damit früh bei Ausbruch der Pandemie begonnen; das scheint die vergleichsweise geringe Sterblichkeit an Convid19 bei uns zu erklären.

Dennoch: So lange wir keine repräsentative Stichprobe untersucht haben, in der alle erfasst werden – Gesunde, Infizierte, Erkrankte, Verstorbene – haben wir keine gesicherten Erkenntnisse über die Letalität des Coronavirus SARS-CoV-2. Je nach Einstellung kann man deshalb die in Deutschland ergriffenen Maßnahmen als gebotene Vorsicht in einer unklaren Situation sehen – oder als Blindflug ohne ausreichende Datenbasis.

Ziel bislang erreicht – war der Preis ok?

Der Slogan „flatten the curve“ war nur das Mittel, um das Ziel zu erreichen, nämlich den möglichen Kollaps unseres Gesundheitssystem zu verhindern und keine Bilder zu produzieren, wie wir sie zeitweise aus Italien, Frankreich, Spanien und den USA sahen. Dieses Ziel haben wir Mitte April 2020 vorerst erreicht. Aber waren die Mittel sinnvoll – oder wäre es vielleicht auch anders gegangen? Wie knapp standen wir vor der Überforderungs-Grenze unseres Systems?

Es ist erstaunlich, dass es bis zum 20. März 2020 kein Register gab, welches die Zahl freier Intensivbetten und Beatmungsplätze ausweist. Immerhin diese Informationslücke hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit ihrem Intensivregister seitdem verbessert – auch wenn mit rund 941 Kliniken (Stand 15.04.2020) nur etwa die Hälfte aller deutschen Kliniken bislang mitmacht. Und wieder fehlt mir die Antwort auf eine Frage: Warum müssen nicht alle Kliniken melden? Gastronomiebetriebe kann die Regierung ja auch verpflichten, aufgrund der Pandemie zu schließen…

Das Gesundheitsministerium hat inzwischen reagiert: Per Verordnung müssen bis zum 16. April 2020 alle Krankenhäuser mit Versorgungsauftrag ihre Bettenkapazitäten im DIVI-Register melden. Na hoffentlich fragen auch dann ab heute auch ein paar Journalist*innen nach, ob dies wirklich geschieht.

Wie nah an der Auslastungsgrenze wir in Deutschland schon sind? Das ist regional unterschiedlich. Stand 15. April 2020 sind laut DIVI deutschlandweit gut zwei Drittel der Intensivkapazitäten frei, wobei sich in der Chronologie des Intensivregisters ablesen lässt, dass in den ersten drei Apriltagen 2020 gut 80 Kliniken keine Beatmungsplätze mehr frei hatten. Ohne Zweifel: Auch bei uns könnte das System schnell kollabieren…

Einzelfall-Schicksale

Durch konkrete Beispiele verstehen wir schnell und lernen nachhaltig. Mitunter lässt sich ein Einzelfall aber schwer auf das große Ganze übertragen; wenn das Einzel-Schicksal nicht ins große Ganze eingeordnet wird, ziehen wir möglicherweise falsche oder vorschnelle Schlüsse. Im Fernsehen ist das eindrücklich, wenn wir Bilder von Hochwasser sehen. Die Kamera fokussierte auf Fluten und überschwemmte Straßenzüge und zeigt, was genau im gezeigten Bereich an Schrecklichen passiert. Dass aber ein paar Meter nebendran das Leben trockenen Fußes ganz normal weiter geht, ist eben auch Teil der Wahrheit; dieser aber wird durch den Ausschnitt des Bildes ausgeblendet.

Wer das Ausmaß einer Katastrophe sehen will, tut gut daran, ein paar Meter zurück zu gehen. Die Vogelperspektive ist auch nicht schlecht. Helmut Schmidt hat sich 1962 nach eigenen Aussagen beim Hamburg-Hochwasser einen Überblick verschafft, indem er sich mit einem Hubschrauber über das Katastrophengebiet fliegen lies, um so das ganze Ausmaß der Katastrophe zu sehen – und so als Innensenator der Stadt Hamburg die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Übertragen auf Corona: In bestimmten Regionen und Kliniken von Italien, Spanien, Frankreich, den USA und vielen anderen Regionen auf der Welt haben sich schreckliche Szenen abgespielt. Kein Zweifel, dass Menschen schwer erkrankt und gestorben sind. Das wahre Ausmaß und die Folgen der Pandemie kennen wir bis heute noch nicht. Viele Einzelfall-Schicksale und viele Einzelaspekte, die Wissenschaftler erforschen, werden irgendwann ein genaueres Bild ergeben. Bis wir das erkennen können, ist es wahrscheinlich durchaus angebracht, vorsichtig zu sein. Doch wir brauchen mehr Überblick – und den gilt es durch Nachfragen jeden Tag neu einzufordern.

Jenseits von Zahlen, Daten und Fakten werden zum Glück mit jedem Tag seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland mehr und mehr ausführliche Einzelfall-Geschichten erzählt: von Patienten (z.B. WDR Die Story – Meine Tage auf der Corona-Station), von Forschern und Ärzten (z.B. NDR Visite vom 25.02.2020), Krankenhäusern (z.B. ARD extra vom 14.04.2020) und von Rettungssanitätern (z.B. SWR Mensch Leute vom 06.04.2020 – Sanitäter geben alles). Gerne würde ich auch mal eine Geschichte sehen oder doch wenigstens lesen, die über das Vorgehen und Diskutieren politischer Entscheider in diesen Tagen berichtet. Mein Vertrauen würde das stärken – jenseits von Statements auf Pressekonferenzen oder Talk-Shows.

Nachfragen bringt Klarheit

Weil wir so vieles noch nicht wissen, lohnt es sich nachzufragen und genau hinzuschauen. Das sollte auch für kritische Positionen und Einzelmeinungen gelten. Markus Lanz tat das in seiner ZDF-Sendung vom 9. April 2020 und diskutierte neueste Erkenntnisse der Corona-Studio aus Gangelt im Kreis Heinsberg. In der Sendung auch die steile These von Prof. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg‐Eppendorf (UKE):

Ich bin davon überzeugt, dass am Ende dieses Jahres diese Krankheit statistisch im Hinblick auf die Gesamtzahl der Toten überhaupt keine Rolle spielt. Es sterben in diesem Jahr nicht mehr Menschen als in die Jahren zuvor.“

Für Hamburg verzeichnete Stand 9. April 2020 das Robert Koch-Institut 44 Convid-19-Tote. Als Stadtstaat geht Hamburg einen anderen Weg als der Rest von Deutschland und lässt alle Toten obduzieren. Das Ergebnis: Alle 44 Infizierten sind nicht an, sondern mit Corona gestorben. Als Todesursache fanden der Mediziner und sein Team in allen Fällen Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Tumore, Hirnblutungen, Diabetes. Letztlich habe Corona, so Professor Büsche, für die ohnehin angeschlagenen Organismen, das Fass zum Überlaufen gebracht:

„Alle diese Menschen hatten ernsthafte Vorerkrankungen. Auch die Menschen, die in den 50ern waren – die wussten es nur nicht.“

„Von den Toten lernen“ ist – neben gerichtsmedizinischen Notwendigkeiten – für die Wissenschaft ein Ansatz, um mehr über Krankheiten und ihre Verläufe zu erfahren. Im Falle von Corona hatte das Robert Koch Institut in Berlin aber am 24. März 2020 empfohlen, keine Toten zu obduzieren:

„Eine innere Leichenschau, Autopsien oder andere aerosolproduzierenden Maßnahmen sollten vermieden werden. Sind diese notwendig, sollten diese auf ein Minimum beschränkt bleiben.“

Hamburg lässt also jeden einzelnen Convid-19-Toten obduzieren. Wo noch in Deutschland ist das so? Und wenn sonst nirgendwo obduziert wurde oder wird – warum nicht? Wo sind die Journalist*innen, die das fragen? Pathologen hatten bereits am 3. April 2020 durch einen Brief an das Robert Koch-Institut um Änderung der Empfehlungen gebeten. Auf Nachfrage von Journalist*innen (z.B. tagesschau.de vom 09. April 2020) und eben nach der vielbeachteten Lanz-Sendung änderte das RKI seine Obduktions-Empfehlungen:

„Unter Rücksichtnahme auf die Angehörigen und unter Wahrung der Würde der Verstorbenen muss beim Umgang mit Verstorbenen die Übertragung des Coronavirus SARS-CoV-2 verhindert werden. Allgemeingültige rechtliche Regelungen zum Umgang mit Verstorbenen, die an einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 verstorben sind, liegen nicht vor.“

Es gibt sie also, die guten Nachfragen, die auch Veränderung und Transparenz bewirken. Stellvertretend neben ganz vielen hervorragenden Magazin-Sendungen sei hier der Podcast Corona update von NDR Info genannt – viele Medien-Preise dürften diesem Format schon jetzt sicher sein, und die Abrufzahlen von über 15 Millionen (Stand Ende März 2020) sprechen für sich.

Auch diese Zahlen sind für eine Demokratie ganz tröstlich: Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat am 7. April 2020 im Corona-Monitor veröffentlicht, dass sich 72 Prozent der Bundesbürger*innen (sehr) gut informiert fühlen. 13 Prozent fühlen sich mittel informiert, 15 Prozent (sehr) schlecht.

Lernen aus der Krise

Was also können wir aus „der Krise“ lernen? Nachfragen lohnt sich. Genaues Hinschauen auch. Wie auch kluges Gewichten und erzählerisch gekonntes Verdichten. Das ist guter Journalismus jenseits von vermeintlich gut gemeinter Hofberichterstattung oder krawalliger Investigation um der Schlagzeilen willen.

Übrigens: Hinschauen und nachfragen kann jeder für sich zu Hause. Glücklicherweise leben wir in einem Land, in dem gut aufbereitete Informationen gleich welcher Aussage und Tendenz frei zugänglich sind und jederzeit online abrufbar. Für Verschwörung-Theorien und Propaganda- bzw. Verheimlichungs-Vermutungen gibt es absolut keinen Anlass. Denn: Wir dürfen fragen!

Bei meinem nächsten Spitzingsee-Ausflug werde ich das auch tun.

bottom of page